Wissenschaft
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Die wissenschaftliche Tätigkeit wird in Kroatien, neben Universitäten und ihren Einrichtungen, auch von wissenschaftlichen Instituten und von der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste (HAZU) sowie anderen entsprechend registrierten Institutionen ausgeübt (190).
Die höchste wissenschaftliche und künstlerische Einrichtung Kroatiens ist die Kroatische Akademie der Wissenschaften und Künste (HAZU), die dank dem engagierten Einsatz des Bischofs aus Đakovo, Josip Juraj Strossmayer (1815 – 1905), im Jahr 1866 unter dem Namen "Jugoslawische Akademie der Wissenschaften und Künste" (JAZU) in Zagreb gegründet wurde. Die Hauptaufgabe der Akademie ist die Förderung und Organisation von Tätigkeiten im Bereich der kroatischen Wissenschaft, Kunst und Kultur sowie ihre internationale Promotion. Die HAZU ist in 9 Abteilungen und mehrere wissenschaftliche Institute unterteilt. Zu den Akademieeinheiten gehören ferner: die Bibliothek, die Strossmayer-Gemäldegalerie Alter Meister, die Glyptothek, das Kabinett für Graphik und das Archiv.
Das im Jahr 1950 gegründete Ruđer-Bošković-Institut ist das größte wissenschaftliche Forschungsinstitut Kroatiens. Es führt Forschungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaften durch. Zu den bedeutenden Instituten Kroatiens zählen unter anderem folgende Institute: Kroatisches Institut für Bauwesen, Institut für Sozialwissenschaften 'Ivo Pilar', Institut für Völkerkunde und Folkloristik, Institut für Physik der Universität Zagreb, Institut für kroatische Sprache und Sprachwissenschaft, Kroatisches Institut für Geschichtsforschung, Institut für medizinische Forschung und Arbeitsmedizin, Wirtschaftsinstitut, Institut für Kunstgeschichte, Institut für Meereskunde und Fischereiwesen in Split sowie Institut für Landwirtschaft in Osijek.
Wissenschaftler
Den ersten großen Beitrag zur Entwicklung der europäischen Wissenschaft leistete im 12. Jahrhundert Herman Dalmatin. Im 14. und 15. Jahrhundert wirkten die kroatischen Wissenschaftler in großen europäischen Zentren. Im 16. Jh. stellte Frederik Grisogono, Arzt und Physiker aus Zadar, eine wertvolle Theorie über Flut und Ebbe auf und befürwortete die astrologische Medizin. Im selben Jahrhundert wirkten in Dubrovnik die angesehenen Astronomen und Naturphilosophen Nikola Nalješković, Nikola Vitov Gučetić, Miho Monaldi und Antun Medo, doch der bekannteste kroatische Philosoph und Wissenschaftler war damals Frane Petrić aus Cres. Im 17. Jahrhundert verfaßte der Theologe und Wissenschaftler aus Rab, Markantun de Dominis, Abhandlungen über Optik, Ebbe und Flut; Marin Getaldić leistete seinen internationalen Beitrag auf dem Gebiet der Mathematik, der Erfinder Faust Vrančić konstruierte den ersten Fallschirm. Die zentrale Persönlichkeit der kroatischen Wissenschaft im 18. Jahrhunderts war Ruđer Bošković mit seiner Naturphilosophie. Im 19. Jahrhundert wirkten mehrere kroatische Wissenschaftler in Ungarn und der Slowakei, darunter der Astronom und Mathematiker Mirko Danijel Bogdanić und Physiker Franjo Josip Domin. Bedeutende Beiträge zur Entwicklung der Weltwissenschaft leisteten Anfang des 20. Jahrhunderts der Geophysiker Andrija Mohorovičić und der Paläontologe Dragutin Gorjanović-Kramberger, der sich dank seinen Funddeutungen bezüglich des Urmenschen von Krapina zu den Gründern der Paläoanthropologie weltweit emporschwang. In dieser Zeit ragte die einzigartige Persönlichkeit des Erfinders und Wissenschaftlers Nikola Tesla hervor. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wirkten sowohl in Kroatien als auch im Ausland eminente kroatische Wissenschaftler, wie der Physiker Ivan Supek oder die Nobelpreisträger Ružička und Prelog. Für die Wahrung dieser Tradition sorgen auch heute zahlreiche Wissenschaftler, wie die Molekularbiologen Miroslav Radman, Ivan Đikić und Nenad Ban, die Physiker Davor Pavuna und Marin Soljačić, der Neurobiologe Nenad Šestan, der Genetiker Igor Rudan sowie zahlreiche andere Wissenschaftler.
Herman Dalmatin (um 1110 – nach 1143) war Philosoph, Theologe, Astronom und Übersetzer. Er übersetzte astronomische und astrologische Texte aus dem Arabischen ins Lateinische und begann als Erster mit der Übersetzung des Korans. Er übersetzte Ptolemäus' Planisphaerium und revidierte die vorhandene Übersetzung der Elemente von Euklid. Sein Hauptwerk, in dem er sein philosophisches System darlegte, heißt De essentiis (Über die Essenzen).
Benedikt Kotruljević (um 1416 – 1469) war Diplomat und Schriftsteller. 1453 zog er nach Neapel, wo er sein Werk Über die Kaufmannskunst und den perfekten Kaufmann (Della mercatura et del mercante perfetto) verfasste, das als erstes systematisches europäisches Handbuch über den Handel angesehen wird und in dem Kotruljević als Erster auch über die doppelte Buchhaltung schrieb.
Frane Petrić (Franciscus Patricius) (1529 – 1597) war Philosoph und Universalgelehrter. Er wirkte in Modena, Ferrara und Rom, wo er an der Universität Philosophie lehrte. Als Neuplatoniker und Antiaristoteliker übte er einen sehr starken Einfluß auf die Entstehung der neuzeitigen westeuropäischen Wissenschaft und Philosophie aus. In seinen Werken widmete er sich auch anderen Wissensbereichen, wie der Geometrie und der Geschichte der Kriegsführung.
Marin Getaldić (1568 – 1626) war Mathematiker und Physiker. Er übte beträchtlichen Einfluss auf die Entwicklung der geometrischen Anwendung der linearen Algebra aus und konstruierte den parabolischen Spiegel. In Frankreich arbeitete er mit dem Mathematiker François Viète und in Italien mit Galileo Galilei zusammen.
Ruđer Josip Bošković (1711 – 1787) war Wissenschaftler und Philosoph. Er wirkte in Rom, Pavia, Mailand und Paris. Bošković war auch Mitglied der Royal Society in London. In seinem Hauptwerk Die Theorie der Naturphilosophie stellte er eine originelle Theorie der Wechselwirkung von Kräften und Mikrostrukturen der Materie auf, die durch die Erkenntnisse der modernen Physik immer mehr Anerkennung findet. Bošković publizierte zahlreiche Werke aus den Gebieten der Mathematik, Astronomie, Geophysik und Archäologie, in denen er originelle Entdeckungen vorstellte. Er konstruierte verschiedene optische, astronomische und geodätische Instrumente und führte hydrotechnische, geodätische, kartographische und statische Expertisen und Vermessungen durch (er fixierte die Risse in den Kuppeln der BasilikaSt. Peter in Rom und der Kathedrale in Mailand).
Nikola Tesla (1856 – 1943) war Erfinder, der 1884 in die USA übersiedelte und dort sein eigenes Laboratorium gründete. Er patentierte mehr als 700 Erfindungen, von denen zahlreiche Innovationen von ausschlaggebender Bedeutung für das heutige Leben der Menschen in der ganzen Welt sind und heute noch benutzt werden (z.B. das vollständige System zur Erzeugung, Übertragung und Verwendung des Mehrphasenwechselstroms; das Radar; der Transformator, die drahtlose Fernsteuerung und Radiokommunikation). Die meisten Patente Teslas wurden von der Firma Westinghouse abgekauft. Nach seinem Wechselstromsystem wurde an den Niagara Wasserfällen die erste Wasserkraftanlage in den Vereinigten Staaten erbaut, dank welcher die Beleuchtung entfernter Städte möglich wurde. Es ist Tesla zu verdanken, dass im selben Jahr am Fluss Krka in der Nähe der Stadt Šibenik ebenfalls ein Wasserkraftwerk erbaut wurde, das älteste in Europa. Nach Nikola Tesla wurde die physikalische Einheit der magnetischen Flussdichte – das Tesla (abgekürzt T) benannt. Oft wird er bildlich als "der Mann, der das zwanzigste Jahrhundert erfand" bezeichnet. Im Dorf Smiljan bei Gospić wurde 2006 Teslas Gedenkzentrum eröffnet, dessen Bestandteil auch Teslas Geburtshaus ist.
Andrija Mohorovičić (1857 – 1936) war Geophysiker. Ab 1892 war er Leiter des meteorologischen Observatoriums in Zagreb. Sein wissenschaftliches Interesse galt der Meteorologie und Seismologie. Er führte den telefonischen Dienst der genauen Zeitansage ein. Innerhalb des Schalenbaus der Erde entdeckte er eine Grenzschicht, in der die Laufgeschwindigkeit von Erdbebenwellen sprunghaft ansteigt (Mohorovičić-Diskontinuität oder Moho) und leistete somit seinen Beitrag zur Entwicklung der Weltwissenschaft. Seine Entdeckung ermöglichte die präzise Ortung der Epizentren von Erdbeben.
Lavoslav Ružička (1887 – 1976) war Chemiker. Ab 1912 war er an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (EDH) in Zürich als Lehrkraft und Leiter des Laboratoriums für organische Chemie tätig. In seiner wissenschaftlichen Tätigkeit zeichnete er sich durch zahlreiche gelungene Synthesen organischer Verbindungen aus sowie durch seine Forschungsarbeiten über und mit Steroiden und Sexualhormonen. Im Jahr 1939 bekam Ružička den Nobelpreis für Chemie. 1977 wurde in seinem Geburtshaus in Vukovar das Gedenkzentrum eröffnet, das während der serbischen Aggression zerstört, danach aber im Jahr 2007 restauriert wurde.
Vladimir Prelog (1906 – 1998) war Chemiker. Nachdem er an der Technischen Fakultät in Zagreb als Professor und Leiter des Instituts für organische Chemie tätig gewesen war, übersiedelte er 1941 nach Zürich, wo er an der Hochschule EDH nach Ružičkas Emeritierung dessen Stelle übernahm. In seiner wissenschaftlichen Tätigkeit zeichnete sich Prelog durch das erfolgreiche Synthetisieren zahlreicher organischer Verbindungen aus. So war er der Erste, dem es gelang, das Adamantan, das stabilste unter den Isomeren, zu synthetisieren. Im Jahr 1975 bekam Prelog den Nobelpreis für Chemie.