Beziehungen Kroatiens zu den mitteleuropäischen Ländern

Neben den Beziehungen zu den führenden europäischen Nationen und Kulturen sind für Kroatien gleichermaßen die Beziehungen zu den Völkern Mitteleuropas von Bedeutung, nach welchen es wegen der historischen Gegebenheiten, aber auch aufgrund der geografischen Lage, lange Zeit ausgerichtet war. Die Beziehungen der Kroaten zu den einzelnen mitteleuropäischen Völkern waren von zwei Hauptfaktoren bestimmt – dem politischen (staatlich-rechtlichen) und dem ethnokulturellen Faktor (dem gemeinsamen slawischen Kulturerbe – der sog. slawischen Gegenseitigkeit).

Der gemeinsame staatliche Rahmen war die intensivste und dauerhafteste (tausendjährige) Ausprägung in den kroatisch-ungarischen Beziehungen und indirekt auch der kroatisch-slowakischen Beziehungen, zumal die heutige Slowakei ein Teil des Ungarischen Königreichs war. Seit dem 16. Jahrhundert befanden sich die Kroaten zusammen mit den Tschechen und zum Teil auch mit den Polen innerhalb eines gemeinsamen staatlichen Gefüges, nämlich des Habsburgischen Reiches.

Die auf die Ethnogenese bezogenen Legenden, denen zufolge die Kroaten mit den Tschechen und Polen verwandt seien, existieren bereits seit den frühesten Zeiten. Im 19. Jahrhundert bildete die Idee von der slawischen Gegenseitigkeit die Grundlage für die Entwicklung der konkreten Zusammenarbeit zwischen führenden Gelehrten und Künstlern aus diesen Ländern. 

Kroatisch-ungarische Beziehungen. Angesichts der Tatsache, dass zwischen Kroatien und Ungarn nachhaltige und enge politische Beziehungen existieren, spielten die Ungarn in der kulturellen Gestaltung des kontinentalen Kroatiens eine bedeutende Rolle, beginnend im Jahr 1094 mit der Gründung der Diözese Zagreb. Dieses Bistum bildete während einer längeren Zeit einen Teil der Erzdiözese Esztergom bzw. später der Erzdiözese Kalocsa. Durch die Vermittlung dieser Erzdiözesen kamen die ältesten liturgischen Kodizes (Agenda Pontificialis, BenedictionaleSacramentarium) aus Ungarn nach Kroatien; über die Literatur verbreitete sich in Kroatien der Kult der Verehrung der ungarischen Heiligen-Könige Ladislaus, Stephan, Emmerich und Elisabeth.

Die ersten Spuren der ältesten literarischen Beziehungen zwischen Kroatien und Ungarn lassen sich in der religiösen und höfisch-ritterlichen Literatur erkennen. Diese Beziehungen intensivierten sich dann besonders im Zeitalter des Humanismus (15. Jahrhundert) während der Herrschaft des Matthias Corvinus und seiner Erben. Zu dieser Zeit waren die Kroaten Mitglieder ungarischer höfischer und universitärer Kreise (Janus Pannonius – Jan Panonac, als der Bischof von Pécs, Ivan Vitez von Sredna als Hauslehrer des Matthias Corvinus, die Bildhauer Ivan Duknović und Jakov Statilić, der Architekt Vinko von Dubrovnik – Dubrovčanin, der Miniaturenmaler Julije Klović, der Arzt Ivan Jakov de Angelis). In der ungarischen Literatur sind indessen die Einflüsse der kroatischen mündlichen Poesie und später der kroatischen schriftlichen Dichtung aus der Epoche des Illyrismus (Bálint Balassi) sichtbar. Die gegenseitigen Beziehungen kamen auch durch sprachliche Einflüsse, Migrationen, gemeinsame Herrscher oder Helden in den Kriegen gegen die Osmanen zum Ausdruck, vor allem aber durch die familiären Verflechtungen unter dem Adel, welcher oft eine doppelte kulturelle Identität hatte. So übersetzte zum Beispiel im 17. Jahrhundert Petar Zrinski das Gedicht Die Sirene des Adriatischen Meeres (Adrianskoga mora sirena) ins Kroatische, welches sein Bruder Nikola ursprünglich in ungarischer Sprache geschrieben hatte. Etliche Kroaten hatten führende Posten in der Erzdiözese Kalocsa inne, und einer unter ihnen, Adam Patačić, gründete im 18. Jahrhundert die Bibliothek dieser Erzdiözese, die auch heute als öffentliche wissenschaftliche Bibliothek fungiert.

Nikola IV. Zrinski
Das Wappen der Familie Zrinski
Vlaho Bukovac, Autoporträt
Gedenktafel im Brauhaus U Fleků in Prag, wo im Jahr 1911 kroatische Studenten aus Split den Fußballklub Hajduk gründeten.
Bogoslav Šulek
Papst Johannes Paulus II. bei seinem ersten Pastoralbesuch in Kroatien im Jahr 1994

Nach dem Kroatisch-Ungarischen Ausgleich im Jahr 1868 wurden in den ungarischen Zeitschriften (Vasárnapi Ujság, Hölgyfutár,Szépirodalmi Figyelő und anderen) regelmäßig Meldungen, Besprechungen und Übersetzungen der kroatischen Literatur veröffentlicht. Unter den Autoren ragten vor allem Ivan Mažuranić, Petar Preradović, August Šenoa, Ksaver Šandor Gjalski, Josip Kozarac und Ivo Vojnović heraus. Parallel dazu wurden in den Zeitschriften Danica ilirska, Luna und Agramer Zeitung Rezensionen ungarischer Werke publiziert. In Kroatien wurden ebenfalls die Arbeiten der ungarischen Literaturkritiker und Literaturhistoriker (wie Sándor Petőfi) veröffentlicht, während Mavro Špicer und Miroslav Krleža Bewertungen ungarischer Literatur verfassten. Das Interesse des kroatischen Publikums galt auch den ungarischen Dramatikern (Mór Jokáj, Ferenc Molnár), deren Werke auf kroatischen Bühnen aufgeführt wurden, während die Dramen von Milan Begović in den Theatern in Kaposvár und Budapest gespielt wurden.

Eine bedeutende Rolle in den kulturellen Beziehungen spielten seit 1881 der Lehrstuhl für Slawistik und im Zeitraum von 1899 bis 1939 der Lehrstuhl für die kroatische Sprache und Literatur an der Universität Budapest. Der Philologe Kazimir Grekša, Autor der ungarischen Grammatik Slovnica mađarskoga jezika, war im Zeitraum von 1904 bis 1918 außerordentlicher Professor der ungarischen Sprache an der Zagreber Philosophischen Fakultät, ab 1882 war Ivan Bojničić dort Lektor für die ungarische Sprache und anschließend im Zeitraum von 1910 bis 1922 außerordentlicher Professor.

Nach dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie im Jahr 1918 übernahmen die Angehörigen der ungarischen Minderheit die Rolle der Kulturvermittler zwischen den beiden Nationen, und zwar indem sie Literaturzeitschriften ins Leben riefen. In der Zwischen- und Nachkriegszeit wurden die Übersetzungen der Werke von Milan Begović, Slavko Kolar, Miroslav Krleža und Tin Ujević ins Ungarische intensiviert. Dank den Übersetzungsarbeiten der ungarischen Slawisten wie Zoltan Csuka, Lászlo Hadrovics und Kálmán Dudás, aber auch dank den in vielen ungarischen Zeitschriften veröffentlichten Übersetzungen, sind auch andere bedeutende Werke der kroatischen Literatur der ungarischen Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. In den Theatern werden am häufigsten die Theaterstücke von Miroslav Krleža und Ranko Marinković aufgeführt. Die kroatische Literatur ist in mehreren Anthologien der südslawischen Literatur vertreten, aber auch in einzelnen Anthologien der kroatischen Literatur, unter welchen sich die Anthologieauswahl von Zoltan Csuka Adriai tengernek múzsája/ Adria Muse (1976) hervorhebt. Csuka widmete der kroatischen Literatur einen bedeutenden Teil auch in seinem Buch über die Geschichte der jugoslawischen Literatur (A Jugoszláv népek irodalmának története/ Die Geschichte der Literatur der Völker Jugoslawiens, 1963).

Einen bedeutenden Beitrag zur Förderung der kroatisch-ungarischen kulturellen Beziehungen leistete in jüngerer Zeit der Lehrstuhl für Hungarologie, der 1994 an der Philosophischen Fakultät Zagreb gegründet wurde.

Kroatisch-tschechische Beziehungen. Die kulturellen Beziehungen zwischen Kroatien und Tschechien können seit der Zeit der Heiligen Kyrill und Method zurückverfolgt werden, deren Schüler im geografischen Raum des heutigen Kroatiens den slawischen Gottesdienst (Hagiographie von Konstantin Kyrill und Method/ Žitja Konstantina Ćirila i Metodija) verbreiteten. Dies bezeugen die in glagolitischer Schrift verfassten Kiewer Blätter (Kijevski listići), der älteste (10. Jh.) altkirchenslawische, in tschechisch-morawischer glagolitischer Redaktion verfasste Text sowie die Wiener Blätter (Bečki listići), das älteste (11. – 12. Jh.) altkirchenslawische liturgische, in kroatischer glagolitischer Redaktion verfasste Dokument. Der erste Bischof der Diözese Zagreb (1094) war Bischof Duh, gebürtig aus Tschechien, woher ihm zahlreiche Priester Weg nach Zagreb folgten. Diese schufen die Fundamente für die Entstehung des heutigen Zagreber Kaptol.

Mitte des 14. Jahrhunderts hatte der tschechische König Karl IV. in der Nähe von Prag das Kloster Emmaus (Na Slovanech) gegründet, in welches er die kroatischen glagolitischen Priester eingeladen hatte, damit sie dort den slawischen Gottesdienst verbreiten. Es heißt, dass 80 Benediktiner nach Tschechien gekommen waren (der erste war Hrvat Ivan /Ivan Charvat/) und sich dort bis zu der Entstehung der Hussiten-Bewegung und dem Ausbruch der Hussitenkriege (1419 – 1436) aufgehalten haben. Die zahlreichen Übersetzungen der kroatischen Glagoliten aus Emmaus haben eine außerordentliche literaturhistorische Bedeutung, weil es sich dabei um die ersten bekannten Übersetzungen aus einer slawischen Sprache in eine andere slawische Sprache handelt. Während der Herrschaft von Karls Sohn, Sigismund von Luxemburg, erreichten die kroatisch-tschechischen Beziehungen ihren Höhepunkt: in den kroatischen historischen Urkunden waren zahlreiche tschechische Geistliche auf hohen staatlichen und kirchlichen Positionen aufgelistet (im Jahr 1354 der dalmatinische Bischof Blaž (Blasius) aus Knin, 1361 Petr Moravský, der Lektor der Kirche des hl. Petrus in Požega, der Bischof von Skradin Ondřej, der Bischof Lukáš von Hvar, 1332– 1338 Ivan Čech, der Pfarrer in Zagreb, um 1387 Jakub Čech, der Kanoniker in Zagreb). Gleichfalls wurden die hussitischen Prediger in Zagreb (Dominik und Jan Bohemus) erwähnt. Der mächtige Zagreber Bischof Eberhard, die Königin Barbara von Cilli und andere kroatische Großwürdenträger hatten die Steinmetzmeister aus der tschechischen Baumeisterfamilie Parler beauftragt und ließen auf ihren Besitztümern zahlreiche Festungen, Kirchen und Kloster in spätgotischem Stil errichten, unter welchen sich ganz besonders die Zagreber Kathedrale und die Kirche des hl. Markus in Zagreb sowie das Paulinerkloster in Lepoglava hervorheben.  

Im 15. Jahrhundert hielten sich in Kroatien viele tschechische Kämpfer auf, die sich an den Kriegen gegen die Osmanen beteiligten (Kommandant Petr z Myšlína, 1470 – 1478 der dalmatinisch-kroatisch-slawonische Ban Blaž Podmanický und der Befehlshaber Jan Vitovec). Nach der Niederlage der Osmanen gegen Ende des 16. Jahrhunderts und nach der Festigung der kroatischen Grenze zum Osmanischen Reich wurden erneut günstige Bedingungen für die Ansiedlung einer größeren Anzahl tschechischer Priester (Martin Slabinus, Mikuláš Kučera, Matěj Bernatius) in Kroatien geschaffen. Sie kamen vor allem im Zeitraum von 1607 bis 1628, und zwar an das Zagreber Jesuitengymnasium, die führende kroatische Bildungseinrichtung jener Zeit.

Die Zeit der Manufaktur (18. Jahrhundert) wurde in Kroatien durch die zunehmende Ansiedlung tschechischer Handwerker gekennzeichnet, die als Verwalter der Jesuitendruckerei (Vojtěch Vilém Veselý), der Kaptoler Buchdruckerei (Antonín Jandera) und der Landesdruckerei in Zagreb (Ivan Křtitel Weitz ließ Calendarium Zagrabiense drucken) erwähnt wurden.

Die tschechisch-kroatischen Beziehungen intensivierten sich während der Kroatischen Nationalen Wiedergeburt und der Revolution von 1848 bis 1849 unter dem Einfluss von František Palacký und der Idee des Austroslawismus, die ihren vollen Ausdruck im Jahr 1848 auf dem Slawenkongress in Prag erreichte, dessen Einberufung durch die Werke des Ivan Kukuljević Sakcinski angeregt wurde. Die politische Zusammenarbeit hatte ihre Auswirkungen auch auf den Bereich der Literatur, so dass Übersetzungen tschechischer Autoren in den Zeitschriften Danica Ilirska, Vienac und Neven, dessen Redakteur Josip Praus (1853) war, veröffentlicht wurden. Josef Václav Frič war Chefredakteur der Agramer Zeitung (1873 – 1876), im Jahr 1874 gründete er den Kulturverein Česká beseda. Als Student in Prag popularisierte August Šenoa die kroatische Literatur in den Zeitschriften Národní listy und Zlatá Praha, wurde dann aber in den 1880er Jahren selbst zu dem meistübersetzten kroatischen Schriftsteller in Tschechien. Unter den Dichtern zeichnete sich besonders Silvije Strahimir Kranjčević aus, dessen übersetzte Gedichte in der Zeitschrift Slovanský přehled herauskamen; unter den Dramatikern tat sich besonders Ivo Vojnović hervor, dessen Werke seit der Uraufführung seines Theaterstücks Äquinoktium (Ekvinocij) im Jahr 1897, auf tschechischen Bühnen vorherrschten.

Im 20. Jahrhundert wirkten an der Universität Zagreb auch Professoren tschechischer Herkunft, wie Gustav Janeček, Fran Smetanka, Emil Prášek und Albert Bazala. Andererseits zählte Prag zu den akademischen Zentren der damaligen kroatischen Intelligenz. So studierte an der Karls-Universität zu Prag auch der spätere herausragende Politiker Stjepan Radić. Zu jener Zeit war Prag ebenfalls ein zentraler Bezugsort der kroatischen Malerei: Vlaho Bukovac wurde Professor an der Kunstakademie, während sich Milivoj Uzelac, Vilko Gecan und andere Maler mit den expressionistischen Strömungen vertraut machten. Die kroatisch-tschechischen Beziehungen wurden auch nach dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie bzw. nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik und des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen (Jugoslawien) fortgesetzt. Zeitgenössische Autoren (Jaroslav Hašek, Karel Čapek, Jan Neruda, bzw. Tin Ujević, Miroslav Krleža) wurden durchgehend übersetzt und ihre Werke auf kroatischen und tschechischen Theaterbühnen aufgeführt. Es wurden Anthologien der tschechischen Literatur und Poesie veröffentlicht, Ivan Esih und Ljudevit Jonke verfassten Aufsätze über die tschechische Literatur.

Die Zusammenarbeit in jüngster Zeit ist ebenfalls von einer regen kulturellen Koooperation gekennzeichnet, vor allem durch die Übersetzungen literarischer Werke, wobei besonders Dušan Karpatský und Predrag Jirsak herausragen. Diese Zusammenarbeit ist aber auch in allen anderen Bereichen des künstlerischen Ausdrucks präsent: Jiří Menzel inszenierte Stücke an Zagreber Theatern und bei dem Festival Dubrovniker Sommerspiele; die Kult-Theatergruppe des Prager Frühlings und des Dissidentenwiderstands Plastic People of the Universe veranstaltete regelmäßige Gastauftritte in Zagreb. Ausgeprägte Faktoren der Zusammenarbeit bilden zudem das Lektorat der tschechischen Sprache an der Philosophischen Fakultät Zagreb (1918 ins Leben gerufen, seit 1965 ein eigenständiges Studium), das Studium der kroatischen Sprache und Literatur an der Karls-Universität zu Prag und die Masaryk-Universität zu Brno, aber auch die Angehörigen der tschechischen nationalen Minderheit, die im Rahmen ihrer Vereinsarbeit das kulturelle Erbe pflegen.

Kroatisch-slowakische Beziehungen. Kroatien und die Slowakei teilten im Rahmen des multinationalen ungarischen Königreichs vom 12. Jahrhundert bis zum Jahr 1918 fast das gleiche historische Schicksal, sie hatten die gleichen feudalen Magnaten und Adeligen, deren Besitztümer sich – nachdem die Habsburger (16. Jh.) den österreichisch-ungarischen Thron bestiegen hatten – gleichmäßig über die kroatischen und slowakischen Länder erstreckten, wie es der Fall mit den Ländereien der Familien Erdődy, Frankapan und Keglević war.

Die führenden kroatischen Humanisten, wie Ivan Vitez von Sredna und Janus Pannonius (Jan Panonac), spielten eine bedeutende Rolle bei der Gründung der ersten slowakischen Universität – Istropolitana in Bratislava (1467), an der, neben anderen Kroaten, auch einige Angehörige der Familie Frankapan studierten.

Anfang des 17. Jahrhunderts wirkte der damals noch nicht heiliggesprochene Heilige Marko Križevčanin als Direktor des Priesterseminars in Trnava, Kanonikus in Esztergom und Abt der Benediktiner-Abtei Krásna bei Košice. Dies war auch die Zeit, als an der Jesuitenuniversität in Trnava Juraj Habdelić, Andrija Jambrešić und andere Gelehrte tätig waren, als zahlreiche, später im Bereich der Kultur tätige Kroaten ausgebildet und kroatische religiöse Bücher und erste Fibeln gedruckt wurden und als zwei slowakische Intelektuelle, Ján Spišák und Ján Porubský, an der Gründung des Jesuitenkollegs 1608 in Zagreb mitwirkten.

In der Zeit der Kroatischen Nationalen Wiedergeburt ging eine große Wirkung von Persönlichkeiten, wie Pavel Jozef Šafařík und Ján Kollár aus, welche die Ideen der slawischen Gegenseitigkeit befürworteten, wie auch von L'udovít Štúr, der sich für die Wahrung der nationalen Identitäten innerhalb der slawischen Gemeinschaft einsetzte, was im Jahr 1847 auch von etlichen Illyrern unterstützt wurde (Ivan Kukuljević Sakcinski, Maksimilijan Prica, Janko Drašković, Stanko Vraz). In Kroatien war Bogoslav Šulek, ein Universalgelehrter slowakischer Herkunft, tätig. Durch sein Wirken und seine herausragenden Leistungen vermochte er viele Ideen dieser Bewegung in Bezug auf Fortschritte in der Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft zu verwirklichen. Dank dem Bischof Stjepan Mojzes erschienen Texte slowakischer Schriftsteller (Ján Čaplovič, Ján Kollár) in kroatischen Zeitungen, und der Bischof Josip Juraj Strossmayer unterstützte finanziell die Gründung des Kulturvereins Matica Slovačka in Kroatien (1863). Zeitgleich wurden in der Slowakei Übersetzungen der kroatischen Volksdichtung publiziert und die Beiträge über die illyrische Bewegung und ihre Vertreter veröffentlicht. Eine bedeutende Rolle in der Annäherung dieser beiden Völker spielten auch zwei slowakische Geistliche – Aleksandar Alagović, der Bischof von Zagreb, und Kardinal Juraj Haulik, der Erzbischof von Zagreb.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden in kroatischen Zeitschriften Texte von Vertretern aller slowakischen literarischen Strömungen (Svetozár Hurban-Vajanský, Milo Urban, Peter Jilemnický, Matúš Kavec) als Übersetzungen publiziert, der Schriftsteller Josip Andrić verfasste das erste Buch zur Geschichte der slowakischen Musik und veröffentlichte die slowakische Grammatik Slovnica slovačkog jezika. Der slowakische Schriftsteller Martin Kukučin (sein richtiger Name war Matej Bencúr) verbrachte einen Teil seines Lebens auf der Insel Brač unter kroatischen Auswanderern, die nach Südamerika umgesiedelt waren, was er in seinen Romanen thematisierte. In der Slowakei herrschten die Übersetzungen der Werke von August Šenoa und Ksaver Šandor Gjalski vor. Auf den slowakischen Theaterbühnen wurden die Werke von Ivo Vojnović, Miroslav Krleža und Milan Begović aufgeführt.

Die gegenseitigen Kontakte zwischen Kroatien und der Slowakei setzten sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg mit unverminderter Intensität bis zur heutigen Zeit fort und waren dabei vor allem von der Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft und des künstlerischen Ausdrucks geprägt. Eine bedeutende Rolle spielen dabei das seit 1994 im Rahmen der Bohemistik, Slawistik und Kroatistik veranstaltete Studium der slowakischen Sprache und Literatur an der Philosophischen Fakultät Zagreb, das im akademischen Jahr 1997/1998 ein eigenständiges Studium wurde sowie das Studium der kroatischen Sprache an der Comenius-Universität zu Bratislava und an der Matej-Bel-Universität in Banska Bystrica. Hervorzuheben sind aber auch renommierte Persönlichkeiten, wie die Historikerin Květoslava Kučerová oder der Kroatist Jan Jankovič, der durch wissenschaftliche Abhandlungen und Übersetzungen zur Förderung des kroatischen Kulturerbes in der Slowakei beiträgt oder aber Ludwig Bauer, der Autor der ersten kroatischen Anthologie der slowakischen Poesie (Crna violina/ Schwarze Violine/). Seit 2003 findet in der slowakischen Stadt Trnava ein Theaterfestival statt, das den Werken von Miro Gavran gewidmet ist.

Kroatisch-polnische Beziehungen. Die ersten kroatisch-polnischen Kontakte gehen zurück auf die vom byzantinischen Kaiser Konstantin VII. Porphyrogennetos im 10. Jahrhundert aufgezeichnete Überlieferung, der zufolge die Urheimat der Kroaten in Weiß-Kroatien, dem heutigen Südpolen, liegt.

Diese Beziehungen wurden während der Herrschaft des kroatisch-ungarischen Königs, Ludwig I. von Anjou, der 1370 auch zum polnischen König gekrönt wurde, wiederbelebt und verstärkten sich, nachdem Ludwig II. Jagellon im Jahr 1516 den kroatisch-ungarischen Thron bestiegen hatte. In jener Zeit hielten sich führende kroatische Wissenschaftler (Stjepan Brodarić, die Gebrüder Trankvil und Franjo Trankvil Andreis sowie Antun und Mihovil Vrančić) häufig in Polen auf, und recht viele kroatische Studenten besuchten die Universität Krakau. Toma Budislavić war Leibarzt des Bischofs Peter Myszkowski, dessen Bischofspalast zu den humanistischen Zentren des damaligen Polen zählte. Späterhin wurde Budislavić vom König Stjepan Bathory in den Adelsstand erhoben und zum königlichen Leibarzt ernannt. Es wird angenommen, dass die Bibliothek, die Budislavić bei seiner Rückkehr nach Dubrovnik mit sich gebracht hatte, später den Schriftstellern Mavro Orbini und Ivan Gundulić bei ihren Recherchen über die polnische Wirklichkeit von Nutzen war. Gundulić, in Polen "illyrischer Homer" genannt, feierte in seinem Werk Osman den polnischen Sieg in der Schlacht von Chotyn (1621). Der große Militärsieg Johann Sobieskis über die Osmanen in der Schlacht vor Wien im Jahr 1683 wurde in den Werken von Jerolim Kavanjin, Andrija Kačić Miošić und anderen Autoren gewürdigt.

Diese intensiven Beziehungen erstreckten sich über die gesamte Zeit der polnischen Wahlkönige. Am Hof des letzten polnischen Königs Stanislaus II. August Poniatowski hielten sich Adelige aus Dubrovnik und der Bucht von Kotor auf, und der König selbst stand im Briefwechsel mit dem kroatischen Wissenschaftler Ruđer Bošković.

Die kulturellen Beziehungen verstärkten sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts während der Kroatischen Nationalen Wiedergeburt. Davon zeugt u.a. Ljudevit Gajs patriotisches Lied Još Hrvatska nij' propala (Noch ist Kroatien nicht gefallen), eine Paraphrase der polnischen Nationalhymne Jeszcze Polska nie zginęła. In der Zeitung La Tribune des peuple veröffentlichtederen Redakteur Adam Mickiewicz Texte kroatischer Autoren. Die Übersetzungen polnischer Autoren, die den Federn der Mitglieder der Kroatischen Nationalen Wiedergeburt wie Ljudevit Gaj, Stanko Vraz, Ivan Mažuranić und Petar Preradović entsprungen waren, erschienen in der Zeitschrift Neven. In der Zeitschrift Vienac stellte August Šenoa die polnische Literatur vor und förderte diese, was sich wiederum positiv auf die Ausweitung der polnischen Literatenszene und ihrer kroatischen Übersetzer im kroatischen Raum auswirkte. In den Theatern wurden häufig Dramen von Alojzyj Feliński und Aleksander Fredro aufgeführt. Die von Ivan Kukuljević Sakcinski im Jahr 1843 in kroatischer Sprache gehaltene Rede im kroatischen Sabor erregte die Aufmerksamkeit der polnischen Öffentlichkeit, woraufhin auch seine Gedichte ins Polnische übersetzt wurden.

Die literarischen Beziehungen zwischen Kroatien und Polen intensivierten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Rahmen ihrer slawischen Zusammenarbeit. Im Jahr 1896 wurde in Warschau eine Auswahl der südslawischen Literatur (Obraz literatury powszechnej/dt. Bild der Weltliteratur) veröffentlicht, und der Einfluss kroatischer Volkspoesie auf die polnische Literatur jener Zeit war deutlich sichtbar. Ab 1905 erschien in Krakau die Zeitschrift Świat slowiański (dt.: Die Slawische Welt), in derJulije Benešić und Branko Vodnik als Mitarbeiter tätig waren, und 1912 wurde die Towarzystwo Slowiańskie (Die Slawische Gesellschaft) gegründet. Polnische Zentren für Slawistik – die Warschauer Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften und die Abteilung für Slawistik der Universität zu Warschau (Szkoła Główna) – übten auch ihren Einfluss auf die polnisch-kroatischen Beziehungen aus. Das Krakauer Zentrum für Slawistik bildete sich an der Universität Krakau und im Rahmen der Krakauer Wissenschaftlichen Gesellschaft (spätere Akademie der Wissenschaften und Künste) heran. Dort wirkte Marian Zdziechowski mit, dessen Interesse an der Kroatistik in einer Abhandlung über die Kroatische Nationale Wiedergeburt seinen Höhepunkt erreichte.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in den neu gegründeten Staaten Polen und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Jugoslawien) Vereine der polnisch-jugoslawischen Freundschaft gegründet, die sich mit den Berührungspunkten in der Kultur und Wissenschaft auseinandersetzten, wobei die literarische Sphäre nach wie vor dominant war. So wurden in Polen häufig die Dramen von Ivo Vojnović, Milan Begović, Milan Ogrizović und Miroslav Krleža aufgeführt, die dann in zahlreichen polnischen Zeitschriften (Kultura słowiańska, Ruchsłowiański, Przegląd Polsko-Jugosłowiański, Gazeta literacka und andere) besprochen wurden. An der Universität Krakau wurde im Jahr 1925 der Lehrstuhl für Slawistik gegründet, an dem u.a. Kazimierz Nitsch und Tadeusz Lehr-Spławiński tätig waren. Zeitgleich weitete sich in Kroatien der Kreis der Kenner der polnischen Sprache und Literatur aus. Unter ihnen zeichnete sich ganz besonders der Lexikograf und Übersetzer Julije Benešić aus, der sowohl als Lektor für die polnische Sprache an der Universität Zagreb als auch als Lektor für die kroatische Sprache an der Universität Warschau tätig war, wo er die Biblioteka Jugosłowiańska (Jugoslawische Bibliothek) gründete. Als Fortsetzung des Lektorats der polnischen Sprache und Literatur (1919) wurde an der Philosophischen Fakultät Zagreb im Jahr 1965/66 schließlich das Studium der polnischen Sprache und Literatur gegründet – ein Pfand der jahrhundertelangen Tradition der kroatisch-polnischen Beziehungen in der Kultur und Wissenschaft.

Besondere Sympathien für Kroatien zeigte Papst Johannes Paulus II, ein gebürtiger Pole, bei zahlreichen Gelegenheiten. Während seines Pontifikats erlangte Kroatien die Unabhängigkeit und durfte ihn dreimal bei seinen Pastoralbesuchen als Gastgeberland empfangen. In einer seiner Reden an die kroatischen Pilger bezog sich der Papst u.a. auf die gemeinsamen slawischen Wurzeln: "Ihr gedenkt des Weißkroatiens, eurer Urheimat, die sich gerade dort befand, wo auch meine Heimat ist".